Warum sind wir im Sport am besten, wenn wir nichts denken? Wie bleiben wir in entscheidenden Momenten ruhig? Interview mit Sportpsychologe Jörg Wetzel in der Neuen Züricher Zeitung (NZZ).
NZZ: Der Idealzustand des Sportlers ist aber, wenn er nichts denkt?
«Ja. Man spricht vom Flow: Wenn alles automatisch läuft – und nicht kontrolliert, über den Kopf gesteuert.»
NZZ: Nehmen wir noch einmal das Roger Federer-Beispiel. Angenommen, er ist im Flow, erspielt sich zwei Matchbälle – und plötzlich meldet sich das Bewusstsein.
«Dann wird es gefährlich. Es gibt Verarbeitungsmodelle. In der ersten Phase habe ich eine emotionale Reaktion, die ich zulasse: Ich stampfe etwa auf den Boden. Dann kommt die Distanzierungsphase, eine kurze Pause. Es folgt die Analyse: Was ist passiert? Wie muss ich weitergehen? Und dann kommt die Fokussierung auf die nächste Aufgabe.
In gewissen Sportarten habe ich manchmal mehrere Minuten, im Eishockey zum Beispiel, im Tennis sind es zehn Sekunden bis zum nächsten Ball.
Ich erarbeite mit den Athleten, was sie in den vier Phasen tun können. Zuerst ein Fluch, dann weglaufen, kurz wegsehen – haben Sie Djokovic gesehen? Er schaute immer weg, in die Ecke seines Trainers, seiner Frau, das ist die Distanzierungsphase. Dann kommt die Analyse: «Ah, ich muss näher ans Netz.» Und dann folgt der Fokus darauf.» NZZ-Artikel
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